Rückblick 2025

14. Innovationsforum Energie
15. und 16. Mai 2025 | Zürich, Schweiz

GEWINNER

Ein Gratisticket für das Innovationsforum Energie 2026 hat gewonnen:

Johannes Lieb
EKZ

Herzlichen Glückwunsch!

Energie im Umbruch: Ideen, Investitionen und Intelligenz


Wenn sich VordenkerInnen der Energiewirtschaft, Technologiepioniere, Regulatoren und Investoren treffen, entsteht ein Panorama der Energiezukunft, das so facettenreich wie herausfordernd ist. Das Innovationsforum Energie 2025 im Marriot Hotel Zürich war ein inspirierender Brennpunkt für alle, die den Umbau des Energiesystems nicht nur begleiten, sondern mitgestalten wollen. Ob intelligente Netze, digitale Plattformen, neue Speichertechnologien oder Investitionen in resiliente Infrastrukturen – die 20 Fachreferate innerhalb von zwei Tagen boten einen fundierten Überblick über Innovationen in unterschiedlichen Sparten der Schweizer Energiewirtschaft, die auf Praxistauglichkeit, Skalierbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz zielen. Zwischen künstlicher Intelligenz, Low-Code-Plattformen, bidirektionalen E-Auto-Speichern und regulatorischen Rahmenbedingungen spannte sich am zweiten Forum-Tag ein Bogen, der zeigt: Die Energiewende ist nicht nur technisch möglich, sondern längst im Gange – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

 

Die Referate im Einzelnen:

Tag 1

Matthias Gysler, Chefökonom Bundesamt für Energie (BFE)
Wie wird gemäss dem neuen Stromgesetz der Rahmen für eine zukunftsfähige Stromversorgung neu definiert? Matthias Gysler vom BFE zeigt auf, wie es mit Flexibilisierung, Speicherförderung und dynamischen Tarifen gelingen kann, mehr Versorgungssicherheit und Effizienz zu schaffen. Das erste Massnahmenpaket inklusive Energiereserve und Stärkung Winterreserve ist bereits in Kraft. Das zweite Paket mit Netznutzungstarifierung beziehungsweise -entgelten wird bis Anfang 2026 schrittweise umgesetzt – ein regulatorisches Update mit viel Gestaltungskraft für Netzbetreiber und Marktakteure.

Werner Jauch, CEO energieUri-Gruppe
An konkreten Beispielen macht Werner Jauch deutlich, wie energieUri innovative Wege zur Energiewende beschreitet und dabei ein signifikantes Wachstum im nicht regulierten Geschäft erzielt: Mit Grossbatteriespeichern, Wasserstoff (H2Uri) und intelligenter Sektorkopplung wird die Versorgung unabhängiger und klimafreundlicher. Zubaupotenzial setzt EWA energieuri sowohl in der Wasserkraft um als auch bei der Windkraft und der alpinen Photovoltaik. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf saisonaler Speicherung und der Kombination von erneuerbaren Quellen mit Infrastrukturprojekten.

Daniel Oechslin, Investmentgesellschaft OE-EN AG
Lokale Energiesysteme sollten nicht nur effizient, sondern auch bürgernah und wirtschaftlich tragfähig sein. Daniel Oechslin von der OE-EN AG zeigt anhand konkreter Projekte wie Agrivoltaik, Nahwärme und Batteriespeichersysteme eingesetzt werden können, um als sektorgekoppelte Systeme regionale Wertschöpfung zu generieren und Akzeptanz zu schaffen. Mittelgrosse Projekte mit Skalierungspotenzial stehen dabei im Fokus.

Gian Carle, CEO Energybank, und Beat Germann, Leiter Werke Vaz/Obervaz
Mit der Energybank demonstriert Gian Carle ein intelligentes, cloudbasiertes System, das via bidirektionales Laden und Flexibilitätsnutzung optimierte Netzstabilität mit deutlicher Kostensenkung verbindet. Ob für Gemeinden oder Immobilien: Die Amortisation erfolgt oft in wenigen Jahren. Das System schafft Raum für neue Geschäftsmodelle im Verteilnetz. Ein funktionierender Beweis in Schweden: Im «Living Lab Stenberg» schliessen sich 6 Gebäude, 4 Photovoltaik-Anlagen und 1 Erdsonden-Wärmepumpe mit übergrossen Wassertanks, 4 stationären Batterien und 8 bidirektional ladefähigen E-Autos zusammen.

Stephan Krähenbühl, Head of Prosumer & Energy Services, Primeo Energie
Das virtuelle Kraftwerk Equalio orchestriert PV-Anlagen so, dass deren Flexibilität wirtschaftlich und netzdienlich genutzt wird. Stephan Krähenbühl von Primeo Energie macht anhand nachvollziehbarer Beispiele deutlich, wie negative Strompreise und Regelenergiemärkte effizient kombiniert werden. Ein Pilot mit Swissgrid zeigt, wie PV einen aktiven Beitrag zur Netzstabilität leisten kann.

Kora Töpfer, Europäische Strombörse EPEX SPOT
Einen weiteren Beitrag zur Versorgungssicherheit stellt Kora Töpfer mit der Plattform Localflex vor, die lokale Flexibilitätsmärkte sichtbar und nutzbar macht. Netzbetreiber profitieren von gezielter Steuerung in Engpasssituationen. Am Beispiel der Pilotregionen wie ENFLATE zeigt sich: Regionale Flexibilität ist machbar, marktfähig und ein wichtiger Baustein im europäischen Strommarktdesign.

Lukas Federer, Schweizer Wirtschaftsdachorganisation «economiesuisse»
Lukas Federer stellt die Bedeutung erneuerbarer Moleküle wie Wasserstoff oder Biogas für die Industrie in den Fokus. Die Elektrifizierung stösst bei Prozesswärme an ihre Grenzen. Es braucht technologische Offenheit, internationale Anbindung und verlässliche Rahmenbedingungen, um Industrieprozesse klimafreundlich und wirtschaftlich zugleich zu gestalten.

Daniela Decurtins, Direktorin Verband der schweizerischen Gasindustrie (VSG)
Die Gaswirtschaft hat einen Fahrplan zur Klimaneutralität bis 2050. Daniela Decurtins zeigt, wie Wasserstoff und Biomethan ins Netz integriert werden können – mit Innovationsförderung, Pilotprojekten und dem Netztransformationsplan. Ziel: ein zukunftsfähiges, flexibles Gasnetz als integraler Teil der Energiewende. Besonderen Fokus legt Daniela Decurtins auf innovative Pilotprojekte, die aus dem FOGA, dem Forschungsfonds der Schweizer Gasindustrie, alimentiert werden.

Christian Schaffner, Executive Director Energy Science Center (ESC) der ETH
Regionale Energieversorger stehen im Zentrum der Transformation. Christian Schaffner analysiert die Chancen in E-Mobilität, Fernwärme und PV sowie die Risiken durch wegfallende fossile Energieträger. Entscheidend: saisonale Speicherfähigkeit, strategische Ausrichtung und Kooperation. Der Wandel ist machbar für alle – mit Weitblick.

Torsten Kowalski, Head of Regulatory, Energy Infrastructure Partners (EIP)
Investitionen in Infrastruktur sind keine Selbstläufer. Denn das Anlage-Universum ist mehr als der Gegensatz von «fossil» und «erneuerbar». Es oszilliert auch zwischen den Kooperationen und Konflikten unterschiedlicher Generationen – von den Babyboomers bis zur Generation Z: Torsten Kowalski erklärt, wie der institutionelle Investor «Energy Infrastructure Partners» seine Projekte auswählt: wirtschaftlich tragfähig, technologisch reif, gesellschaftlich nützlich. Erneuerbare Energien bieten Chancen und Risiken zugleich. Wichtig ist: Klarheit in Regulierung, Markt und Verantwortung.

 

Tag 2

Sören Patzack, B E T Consulting, Aachen DE
Mit praxisnahen Beispielen veranschaulicht Sören Patzack, wie künstliche Intelligenz (KI) sich ganzheitlich auf die Energieversorgungsunternehmen auswirkt und diese effizienter macht. Ob Lastprognosen, Netzsteuerung oder Kundenservice – das Zusammenspiel von Daten, Algorithmen und menschlichem Know-how eröffnet enormes Potenzial. Erfolgsentscheidend ist der Dreiklang aus technischer Machbarkeit, wirtschaftlichem Nutzen und echter Nachfrage. Am Beispiel eines Netzbetreibers zeigt sich exemplarisch: KI steigert nicht nur die Effizienz und Zuverlässigkeit, sondern auch die Resilienz gegenüber Engpässen und Übereinspeisungen.

Marina González Vayá, Head New Technology, Data & AI, EKZ
Bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) ist KI längst im Einsatz – von der E-Mail-Triage im Kundenservice bis zur intelligenten Netzführung. Marina González illustriert, wie digitale Assistenten, synthetische Daten und Agententechnologie auf allen Ebenen Mehrwert schaffen. Der Energieassistent hilft Kundinnen und Kunden, Strom zu sparen, während sich im Netzbereich neue Steuerungsmöglichkeiten auftun. Eine interne Befragung zeigt: Neugier ist da – nun braucht es Know-how, Ethik und Change Management.

Nicolas Pelzmann, Machine Learning Engineer, Axpo
Axpo setzt KI gezielt dort ein, wo sie Risiken reduzieren und Prozesse beschleunigen kann. Ob beim Monitoring von Turbinen, dem Fische-Monitoring bei Wasserkraftwerken oder bei der Schadensanalyse durch Drohnen an Strommasten: Nicolas Pelzmann zeigt konkrete Anwendungen aus dem Axpo-Kosmos. Neben Computer Vision kommen auch generative KI-Tools zum Einsatz. Ein internes Kompetenzzentrum koordiniert Technik, Datenschutz und Methodik. Die Botschaft: KI ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug mit klarer Aufgabenstellung.

Tim Weingärtner, Dozent für Informatik, HSLU Luzern
Blockchain galt lange als disruptives Versprechen für den Energiemarkt. Tim Weingärtner zeigt, wo diese Technologie heute tatsächlich Mehrwert stiftet – etwa bei Herkunftsnachweisen, Lieferketten oder virtuellen ZEV. Blockchain bietet Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienzsteigerungen in Prozessen. In Kombination mit dem Internet of Things (IoT) und KI entstehen neue Anwendungen. Wichtig sei, so Weingärtner, zwischen Hype und Substanz zu unterscheiden – denn nicht jede Blockchain-Lösung ist sinnvoll, aber manche könnten den Markt verändern.

Victor Venz und Markus Henschel, «Low Code»-Experten, Axpo und Zühlke
Digitalisierung muss nicht teuer und aufwendig sein – wenn man die richtigen Werkzeuge kennt. Victor Venz und Markus Henschel stellen die Low-Code-Strategien von Axpo und Zühlke vor: Abstraktion bildet die Voraussetzung für einen Ansatz zur Softwareentwicklung, der die Notwendigkeit reduziert, Zeile für Zeile Code zu schreiben. Auf diese Weise lassen sich Anwendungen effizienter entwickeln und verwalten. Die «App Factory» definiert klare Rollen, automatisiert Prozesse und entlastet die IT-Abteilung. So entstehen neue digitale Lösungen innert Tagen statt Monaten. Ergebnis: mehr Agilität, niedrigere Kosten, höhere Reaktionsgeschwindigkeit.

Guido Kniesel, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter HSLU, Luzern
Strom-Endkunden sind keine homogene Masse – das zeigt Guido Kniesel mit seinem Forschungsprojekt zum Flexibilitätsverhalten. In Interviews und Befragungen wurde deutlich: Automatisierung wird eher akzeptiert als manuelle Eingriffe, Belohnung wirkt oft stärker als Preissteuerung. Entscheidend sind einfache Kommunikation, transparente Einsparpotenziale und eine emotionale Ansprache. Fazit: Flexibilität beginnt im Kopf – und funktioniert, wenn sie alltagstauglich ist.

David Taylor, CEO Unbound Potential GmbH, Thalwil ZH
Eine neue Speichertechnologie aus einem ETH-Spin-off könnte ein Gamechanger sein in einer Zeit, wo der weltweite Bedarf an Batterien die Produktionskapazitäten mittelfristig um ein Mehrfaches übersteigen wird: David Taylor stellt eine Flow-Batterie ohne Membran vor, die sich in nur zwei Produktionsschritten massenhaft herstellen lässt. Bis zu sechzig Mal günstiger als mit Li-ion-Technologie, skalierbar und unabhängig von kritischen Rohstoffen – so lässt sich gemäss David Taylor die wachsende Nachfrage nach Speicherlösungen für Rechenzentren und Netze stemmen. Der Ansatz: Partnerschaften statt eigene Fabriken, Standardisierung statt Komplexität.

Jonas Wüst, CEO Tethys Robotics, Zürich
Was früher Tauchern vorbehalten war, übernehmen heute Roboter mit einer Präzision, die Menschen nicht erreichen können. Jonas Wüst von Tethys Robotics demonstriert anhand von Videos ein Unterwassergerät, das Kraftwerke autonom inspiziert – inklusive 3D-Scan, Materialprüfung und Ventilmanipulation. Dank modularem Aufbau und kurzer Rüstzeit eignet sich das System für regelmässige Inspektionen. Ergebnis: klarere Visualisierung, mehr Sicherheit, bessere Datenlage und geringere Kosten für Betreiber.

Sandro Schopfer, CEO sun2wheel, Obernau LU
Mit BidiX lanciert sun2wheel ein virtuelles Kraftwerk, das bidirektionale E-Autos und PV-Anlagen vernetzt. Dass eine Autobatterie zu klein für ein grosses Haus sei, hat sich als reiner Mythos erwiesen. Sandro Schopfer zeigt, wie sich Erträge aus der Regelenergie mit dem Eigenverbrauch kombinieren lassen – ohne Risiko für die Nutzer. Neue Wallboxen mit V2G/V2H-Fähigkeit und eine KI-basierte Baseline-Prognose machen die Lösung marktfähig. Die Vision: Jedes E-Auto wird zur aktiven Ressource im Energiesystem von morgen.

David Gugelmann, Co-CEO Exeon Analytics, Zürich
Cybersecurity ist längst Chefsache – auch in der Energiebranche. David Gugelmann erkennt mit seinem «Smart Cyber Security»-Unternehmen Exeon Hacker-Attacken und KI-Netzwerkangriffe frühzeitig. Das System ExeonTrace konnte etwa den berüchtigten Sunburst-Hack von 2021 identifizieren – obwohl dieser lange unentdeckt blieb. NDR-Technologie («Network Detection & Response») ersetzt keine Firewalls, ergänzt sie aber sinnvoll. Die Devise: besser früher stören als später reparieren.

Impressionen 2025

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